PM ai: Ein Jahr nach dem Friedensabkommen leidet die Landbevölkerung unter zunehmender Gewalt.

Indigene und afrokolumbianische Gemeinden sowie Menschenrechtsverteidiger sind ein Jahr nach dem Friedensabkommen weiter Einschüchterung, Überfällen und Morden ausgesetzt. Präsident Santos ist gefordert, rasch und konsequent den Schutz der Zivilbevölkerung auszubauen. Landrückgaben, Entschädigungen sowie die Strafverfolgung von Tätern sind wesentliche Voraussetzung für einen nachhaltigen Friedensprozess. Ein Jahr nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung […]

Indigene und afrokolumbianische Gemeinden sowie Menschenrechtsverteidiger sind ein Jahr nach dem Friedensabkommen weiter Einschüchterung, Überfällen und Morden ausgesetzt. Präsident Santos ist gefordert, rasch und konsequent den Schutz der Zivilbevölkerung auszubauen. Landrückgaben, Entschädigungen sowie die Strafverfolgung von Tätern sind wesentliche Voraussetzung für einen nachhaltigen Friedensprozess.
Ein Jahr nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-Guerilla (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) leidet die Bevölkerung in einigen Gebieten unter zunehmender Gewalt. In den von den FARC verlassenen Gebieten kämpfen andere Guerilla-Gruppen und Paramilitärs um die Vorherrschaft. Die eskalierende Gewalt richtet sich insbesondere gegen indigene und afrokolumbianische Gemeinden sowie gegen Menschenrechtsverteidiger. Dies dokumentiert der am Mittwoch veröffentlichte Amnesty-Bericht „The years of solitude continue – The peace agreement and guarantees for non-repetition in the Department of Chocó“ am Beispiel der Region Chocó im Westen Kolumbiens.
„Der Staat hat die Menschen in den Gebieten, aus denen sich die FARC im Rahmen des Friedensprozesses zurückgezogen haben, schutzlos paramilitärischen Gruppierungen und anderen bewaffneten Gruppen überlassen, die mit Vertreibungen, Entführungen und Morden die Bevölkerung in diesen Regionen weiter drangsalieren“, sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, bei der Pressekonferenz zur Veröffentlichung des Berichts in Bogotá. „In einigen Landesteilen wie der Region Chocó sind Behörden und staatliche Sicherheitskräfte praktisch nicht präsent.“
Wer Verstöße anzeigt oder Rechte geltend macht, wird bedroht und getötet. Nach Angaben des Büros des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Kolumbien wurden im Jahr 2017 bisher 92 Menschenrechtsverteidiger ermordet. Kinder und Jugendliche werden weiter von bewaffneten Gruppen rekrutiert und auch sexualisierte Gewalt ist nach wie vor weit verbreitet. „Die Regierung unter Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos ist gefordert, die im Friedensabkommen zugesagten Landrückgaben, Entschädigungen und insbesondere den Schutz der Betroffenen umzusetzen. Hier muss der Staat Präsenz zeigen und konsequente Maßnahmen einleiten“, so Beeko. „Vor allem muss die Regierung endlich offiziell anerkennen, dass neben bewaffneten Gruppen wie dem ELN (Ejército de Liberación Nacional) nun wieder vermehrt paramilitärische Gruppen in vielen Regionen Morde und Entführungen begehen. Dementsprechend muss sie handeln und die für den Schutz bedrohter Zivilisten eingerichtete Nationale Schutzstelle massiv verstärken. Wirksame Schutzkonzepte sollten zusammen mit den bedrohten Dorfgemeinschaften entwickelt und umgesetzt werden.“
Erklärung auf der amnesty-Seite
https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/kolumbien-ein-jahr-nach-dem-friedensabkommen-leidet-landbevoelkerung-unter
Bericht zum Chocó auf der amnesty-Seite runterladen:
https://www.amnesty.de/sites/default/files/2017-11/Amnesty-Bericht-Kolumbien-Friedensabkommen-Nov2017.pdf