über kolko
Dokumentation der Feier zum zehnjährigen Jubiläum von kolko – Menschenrechte für Kolumbien im Dezember 2013:
kolko e.V. – Menschenrechte für Kolumbien
kolko – Menschenrechte für Kolumbien e.V. wurde 2003 von einer Gruppe aktiver Menschen gegründet, die sich bereits seit Jahren für die Wahrung der Menschenrechte in Kolumbien eingesetzt haben.
kolko e.V. setzt sich gegenüber der deutschen und der kolumbianischen Regierung für eine konsequente Menschenrechtspolitik in Kolumbien ein. Das Büro in Berlin dient als unabhängige Fachstelle für die Menschenrechtsarbeit zu Kolumbien. Wir sind Mitglied der Deutschen Menschenrechtskoordination Kolumbien (MRKK) und des europäischen Menschenrechtsnetzwerks zu Kolumbien (oidhco) und koordinieren unsere Arbeit eng mit kolumbianischen Menschenrechtsorganisationen und sozialen Bewegungen.
Menschenrechte verteidigen!
Kolumbien ist ein Land im Ausnahmezustand, was die Verletzung der Menschenrechte angeht: Verschwindenlassen, Folter, politischer Mord und Vertreibungen sind an der Tagesordnung. Menschenrechtsorganisationen in Kolumbien versuchen zivilgesellschaftliche Freiräume inmitten des gewaltsamen Konfliktes zu schaffen. Friedens- und Widerstandsgemeinden sowie Opfer- und Vertriebenen-Organisationen arbeiten täglich konkret für die Umsetzung der Menschenrechte und sind eine gelebte Alternative der gewaltfreien Konfliktbearbeitung. Die Arbeit von kolko e.V. begleitet und schützt sie. kolko e.V. unterstützt Opfer von Menschenrechtsverletzungen dabei, im Rahmen eines Friedensprozesses ihre Rechte auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigung einzufordern.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Menschenrechte im Mittelpunkt der Beschäftigung mit Kolumbien stehen – sowohl bei Regierungskontakten als auch in den Wirtschaftsbeziehungen. Wir setzen uns ebenso für die bürgerlich-politischen wie für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte ein. Politische Interessen und die Interessen deutscher Wirtschaftsunternehmen müssen den Menschenrechten untergeordnet sein.
Wir sind überzeugt, dass der bewaffnete interne Konflikt in Kolumbien nur durch eine Verhandlungslösung, nicht jedoch militärisch überwunden werden kann. Ein nachhaltiger Frieden kann nur durch grundlegende soziale und politische Reformen erreicht werden.
Straflosigkeit – ein Grundproblem
Die Täter_innen schwerster Verbrechen bleiben in Kolumbien zu über 90% straffrei. Insbesondere die ärmsten Teile der Bevölkerung sind von Menschenrechtsverletzungen betroffen. Seit 1985 wurden 5,7 Millionen Menschen von ihrem Land vertrieben. Gewaltsame Vertreibung in großem Umfang dauert an. Menschenrechtsverletzungen finden vielfach unter dem Deckmantel des bewaffneten Konfliktes statt.
Menschenrechtsverteidiger_innen werden bedroht, diffamiert, kriminalisiert und ermordet. Verantwortlich dafür sind insbesondere neo-paramilitärische Gruppen, die z.T. mit Duldung oder direkter Unterstützung staatlicher Akteure arbeiten. Guerillagruppen verletzen darüber hinaus massiv das humanitäre Völkerrecht.
Inmitten eines Klimas von Straflosigkeit und Verfolgung ist die Arbeit von Menschenrechts- und Opferorganisationen ein wichtiger Schlüssel zur Wahrung der Menschenrechte. Diese Arbeit kann nur dann stattfinden und Erfolg haben, wenn sie durch eine starke und andauernde internationale Aufmerksamkeit geschützt wird.
Die gesellschaftliche und juristische Aufklärung der Verbrechen der Vergangenheit und Gegenwart wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Bislang wird sie kontinuierlich von Drohungen und Versuchen der Verschleierung, z.T. seitens der Behörden begleitet. Deshalb spielen zivilgesellschaftliche- und Opferorganisationen bei der Aufarbeitung eine zentrale Rolle und müssen darin unterstützt werden.
Landfrage – im Zentrum des Konfliktes
Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche ist in Kolumbien historisch extrem ungleich verteilt. Diese Ungleichheit wurde durch die massiven Vertreibungen der letzten Jahrzehnte noch verstärkt, bei denen 6 bis 10 Millionen Hektar Land geraubt wurden. Der Zugang zu Land stellt eine der Kernfragen zur Beendigung des internen bewaffneten Konfliktes dar. Ein deutlicher Zusammenhang zwischen strategischen wirtschaftlichen Interessen wie agroindustriellen Großprojekten und Bergbau und den massiven Vertreibungen ist in den vergangenen Jahren immer offensichtlicher geworden.
Die Bemühungen um Agrarreformen haben bisher wenig Wirkung gezeigt. Auch das Gesetz zur Opferentschädigung und Landrückgabe (Gesetz 1448 von 2011) bleibt sowohl in der Ausgestaltung als auch in der Umsetzung weit hinter den Erfordernissen für eine gerechtere Verteilung des Landes zurück. Es sind im Gegenteil diejenigen Kleinbäuer_innen und Gemeindeführer_innen besonderen Bedrohungen ausgesetzt, die sich für die Rückgabe ihres Landes einsetzen. In den ersten zwei Jahren nach Inkrafttreten des Gesetzes wurden 49 Bauernvertreter_innen ermordet.
Ohne eine nachhaltige Lösung der Landfrage ist ein dauerhafter Frieden in Kolumbien nicht denkbar.
Informieren
kolko e.V. stellt aktuelle Informationen zu einzelnen Fällen sowie zur Menschenrechtssituation insgesamt zur Verfügung. Dabei bilden die Themen Landfrage und Straflosigkeit als zentrale Probleme einen Schwerpunkt. Die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit (factsheets, briefings, Artikel, Eilaktionen u.a.) richtet sich an unterschiedliche Zielgruppen.
kolko e.V. unterstützt Informationsreisen kolumbianischer Menschenrechtsorganisationen und ermöglicht ihnen so, in Deutschland direkt von ihrer mutigen Arbeit und ihren Anliegen zu berichten.
Advocacy – der Kontakt zu politischen Entscheidungsträger_innen
kolko e.V. setzt sich kontinuierlich gegenüber deutschen Entscheidungsträger_innen in Regierung, Bundestag und EU-Parlament dafür ein, dass die Verbesserung der Menschenrechtslage in Kolumbien im Fokus der politischen Beziehungen steht. Vielfach begleiten Besuche kolumbianischer Menschenrechtsaktivist_innen diese Aktivitäten.
Im Netzwerk stark
kolko e.V. stimmt die Arbeit eng mit kolumbianischen Menschenrechtsnetzwerken ab und erhält von ihnen laufend aktuelle Informationen. In Deutschland arbeiten wir in der MRKK – Menschenrechtskoordination Kolumbien mit anderen Organisationen zusammen. Auf europäischer Ebene ist das Netzwerk oidhaco wichtiger Partner.