UA AI:Indigene bedroht und ermordet

Im Norden des Departamento de Cauca im Südwesten Kolumbiens sind vier indigene Männer getötet worden. Zahlreiche Personen sollen Opfer des Verschwindenlassens geworden sein, weitere sollen Morddrohungen erhalten haben. Am 6. Februar beendeten Gerardo Velasco Escue und Emiliano Silva Oteca aus dem Indigenenreservat Toéz ihre Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern in Caloto im Departamento de Cauca. Sie […]

Im Norden des Departamento de Cauca im Südwesten Kolumbiens sind vier indigene Männer getötet worden. Zahlreiche Personen sollen Opfer des Verschwindenlassens geworden sein, weitere sollen Morddrohungen erhalten haben.

Am 6. Februar beendeten Gerardo Velasco Escue und Emiliano Silva Oteca aus dem Indigenenreservat Toéz ihre Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern in Caloto im Departamento de Cauca. Sie machten sich auf den Heimweg in ihre Gemeinde, kamen dort aber nie an. Ein Zeuge sah, wie sie von fünf bewaffneten Männern etwa 200 Meter von einem Militärkontrollpunkt unweit des Dorfes La Selva angehalten und mitgenommen wurden. Am 8. Februar fanden Gemeindebewohner_innen in der Nachbargemeinde Guachené ihre Leichen. Sie wiesen Spuren von Folter auf. Zuvor hatte am 5. Februar eine Morddrohung der paramilitärischen Gruppierung Aguilas Negras in den Gemeinden Caloto, Guachené und Santander de Quilichao kursiert. In ihr hieß es, es sei „Zeit für soziale Säuberungen im Norden Caucas.“ Alfredo Campo Lectamo, Gouverneur des Reservates Toéz, sowie weitere Indigenensprecher_innen erhielten erneut Morddrohungen, nachdem sie die Morde öffentlich verurteilt hatten.
Am 13. Februar fand man die Leichen von Arturo Andrés Galindo Bastos und Carlos Albeiro Mera Pino, beide Angehörige der indigenen Gemeinschaft der Nasa, im Reservat Cerro Tijeras in der Gemeinde Suarez im Departamento de Cauca. Arturo Andrés Galindo Bastos war seit dem 30. Januar verschwunden gewesen. Neben den Leichen fand man ein Schild mit der Aufschrift: „Weil ihr Verräter seid“ (Por [ser] sapos).

Seit dem 14. Dezember 2014 besetzen indigene Gemeinschaften im Norden des Departamento de Cauca Land. Sie fordern Entschädigungen, auch in Form von Land, für zahlreiche Massentötungen an Indigenen, darunter das Massaker von El Nilo aus dem Jahr 1991.

BITTE SCHREIBEN SIE
E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

Ich fürchte um die Sicherheit von Alfredo Campo Lectamo und die der weiteren Indigenensprecher_innen im Norden des Departamento de Cauca und fordere Sie deshalb auf, in Absprache mit den Betroffenen sofort wirksame Maßnahmen zu deren Schutz zu ergreifen.
Bitte leiten Sie eine umfassende und unparteiische Untersuchung zum Verschwindenlassen und der Tötung von Gerardo Velasco Escue und Emiliano Silva Oteca, der Tötung von Arturo Andrés Galindo Bastos und Carlos Albeiro Mera Pino sowie den Morddrohungen gegen Indigenengemeinschaften im Norden des Departamento de Cauca ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse dieser Untersuchung und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
Ergreifen Sie außerdem entsprechend den Empfehlungen der Vereinten Nationen und weiterer zwischenstaatlicher Organisationen unverzüglich Maßnahmen zur Auflösung paramilitärischer Gruppierungen und kappen Sie deren Verbindungen zu den Sicherheitskräften.
APPELLE AN
PRÄSIDENT
Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño, Calle 7 No 6-54
Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear President / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631

MINISTER FÜR LANDWIRTSCHAFT UND LÄNDLICHE ENTWICKLUNG
Aurelio Iragorri Valencia
Ministerio de Agricultura y Desarrollo Rural
Avenida Jiménez No 7-1765, Piso 3
Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear Minister / Estimado Sr. Ministro / Sehr geehrter Herr Minister)
E-Mail: despachoministro@minagricultura.gov.co

KOPIEN AN
NICHTREGIERUNGSORGANISATION
ACIN
Carrera 7 No 6-22
Barrio Los Samanes
Piso 3, Oficina Tejido Defensa de la Vida
Santander de Quilichao
Cauca
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 6. April 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN
In dem seit 50 Jahren währenden internen bewaffneten Konflikt in Kolumbien kämpfen Sicherheitskräfte und Paramilitärs gegen zahlreiche Guerillagruppierungen. Trotz des fortschreitenden Friedensprozesses begehen alle Konfliktparteien weiterhin schwere Verstöße gegen das Völkerrecht und Menschenrechtsverletzungen. Die indigenen Gemeinschaften sind von diesem Konflikt mit am stärksten betroffen. Nach Angaben der Indigenenorganisation ONIC (Organización Nacional Indígena de Colombia) sind in den ersten neun Monaten des Jahres 2014 zehn Indigene im Zusammenhang mit diesem Konflikt getötet worden, mindestens 2.819 Personen wurden vertrieben. Die Vereinigung der Indigenen Räte von Nord-Cauca ACIN (Asociación Cabildeo Indígenas del Norte de Cauca) gibt an, dass seit 1999 mehr als 600 Indigene im Norden des Departamento de Cauca getötet worden sind.

Am 16. Dezember 1991 wurden 20 Angehörige der indigenen Gemeinschaft der Nasa, unter ihnen auch Kinder, während eines gemeinsamen Einsatzes von Polizei und Paramilitär auf der Farm El Nilo in der Gemeinde Caloto getötet. Die Untersuchung des Massakers von El Nilo wurde im Dezember 1992 der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (IACHR) übergeben. Nach einer Vereinbarung zwischen der kolumbianischen Regierung und der IACHR wurde ein Untersuchungskomitee gebildet, welches im Jahr 1996 die Empfehlung aussprach, dass die kolumbianische Regierung die Verantwortlichen vor Gericht stellen müsse und den Familien der Opfer eine Entschädigung zu zahlen habe. Im August 2014 ordnete Kolumbiens Oberster Gerichtshof an, dass die Ermittlungen gegen einen General und einen Major im Zusammenhang mit dem Massaker wieder aufgenommen werden sollten. Der Fall war im Juli 1999 von einem Militärgericht zu den Akten gelegt worden. Anfang Februar 2015 stellten sich beide den Behörden. Der Indigenenrat Huellas Cabildo, die oberste politische Autorität innerhalb ihrer Gebiete, forderte am 5. Februar offiziell Gerechtigkeit und umfassende Entschädigungsleistungen.

Seit die Indigenengemeinschaft Toéz im Jahr 1994 nach einem Erdrutsch das Tal des Flusses Paéz in der Gemeinde Paéz verlassen musste, lebt sie in der Gemeinde Caloto. Ihr Gemeinderat ist Mitglied der ACIN.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

Expressing concern for the safety of Alfredo Campo Lectamo, and other Indigenous leaders in northern Cauca Department, and urging the authorities to guarantee their safety in strict accordance with their wishes.
Calling on the authorities to order a full and impartial investigation into the enforced disappearance and killings of Gerardo Velasco Escue and Emiliano Silva Oteca, as well as the killings of Arturo Andrés Galindo Bastos and Carlos Albeiro Mera Pino and the death threats against Indigenous Peoples in northern Cauca Department, publish
the results and bring those responsible to justice.
Urging them to take immediate action to dismantle paramilitary groups and break their links with the security forces, in line with stated government commitments and UN recommendations made by the UN and other intergovernmental organizations.

Beteiligen Sie sich direkt online über die Homepage von amnesty international oder verwenden Sie den dort angegebenen Briefvorschlag:

http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-043-2015/indigene-bedroht-und-ermordet