Kolumbien-aktuell No. 577 und Monatsbericht | Januar 2018

I.  Artikel Wahlen in Kolumbien 2018 Im März 2018 wählt Kolumbien einen neuen Kongress, im Mai und Juni eineN neueN PräsidentIn. Die Ausgangslage ist so offen wie selten zuvor, der Wahlkampf verspricht spannend zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass die kolumbianische Bevölkerung sich an der Urne für eine Fortsetzung des Friedensprozesses einsetzt. (Von Fabian […]

I.  Artikel

Wahlen in Kolumbien 2018

Im März 2018 wählt Kolumbien einen neuen Kongress, im Mai und Juni eineN neueN PräsidentIn. Die Ausgangslage ist so offen wie selten zuvor, der Wahlkampf verspricht spannend zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass die kolumbianische Bevölkerung sich an der Urne für eine Fortsetzung des Friedensprozesses einsetzt.

(Von Fabian Dreher)

http://www.askonline.ch/themen/friedensfoerderung/konfliktdynamik-und-bewaffnete-akteure/wahlen-in-kolumbien-2018/

Verhandlungsstrategie von Regierung und ELN

Die Verhandlungen zwischen Regierung und ELN gleichen einer Achterbahn. Nach grossen Fortschritten am Verhandlungstisch kommt oft ein Rückschlag, sei es durch einen Angriff der staatlichen Sicherheitskräfte auf die Zivilbevölkerung, sei es durch einen Anschlag des ELN auf Infrastrukturanlagen. Der Abschluss eines Friedensabkommens vor den Präsidentschaftswahlen dürfte schwierig werden, aber beide Verhandlungsparteien zeigen sich weiterhin optimistisch. (Von Fabian Dreher)

http://www.askonline.ch/themen/friedensfoerderung/friedensverhandlungen/verhandlungsstrategie-von-regierung-und-eln/

Arbeitskonflikt in der Kohlemine El Cerrejón endet mit massiver Zustimmung zum Streik

Bei einem Arbeitskonflikt rund um die Aushandlungen eines neuen Gesamtarbeitsvertrages in der Kohlenmine Cerrejón wurde heute Montag durch die Arbeiterschaft beschlossen, einen Streik durchzuführen.  In über 40 Tagen Verhandlungen war es nicht möglich gewesen, mit dem Unternehmen eine Einigung für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag zu finden.

(Von Stephan Suhner)

http://www.askonline.ch/themen/wirtschaft-und-menschenrechte/bergbau-und-rohstoffkonzerne/el-cerrejon-und-xstrata/arbeitstkonflikt-endet-mit-streikvotum/

II. Monatsbericht: Die unendliche Geschichte: El Hatillo sieben Jahre nach der Anordnung immer noch nicht umgesiedelt

El Hatillo hat ein weiteres sehr schwieriges Jahr hinter sich. Ende 2016 hatte der Operator Socya ein Dokument präsentiert, das als Grundlage für die endgültige Konzertierung des Umsiedlungsplanes PAR dienen sollte. Aufgewühlt durch den Mord an Aldemar Parra und in Mitten einer schwierigen Sicherheitslage gingen die Verhandlungen über den PAR im Januar 2017 weiter und sollten sich das ganze Jahr über hinziehen. Am 21. Dezember 2017 wurden noch die letzten umstrittenen Punkte des PARs vereinbart, unklar bleibt die Verabschiedung und Umsetzung. 2017 war gezeichnet durch interne Konflikte und Spaltungen in der Gemeinschaft und zwischen den Führungspersonen, eine weiter zunehmende Erschöpfung der Leaders und schwierigen Verhandlungen ohne ausreichende Garantien. Ebenfalls im Dezember 2017 hat die Agentur für Umweltlizenzen ANLA die drei Bergbaufirmen wegen der Verzögerung der Umsiedlungen und den nicht eingehaltenen Fristen gebüsst.

(Von Stephan Suhner)

http://www.askonline.ch/publikationen/monatsberichte/die-unendliche-geschichte-umsiedlung-von-el-hatillo/

III. Apropos

Lebensgefährlicher Einsatz für Menschenrechte

Während die allgemeine Gewalt in Kolumbien weiter abnimmt, bleibt der Einsatz für Menschenrechte auch 2017 und 2018 lebensgefährlich. Gemäss Angaben der UNO wurden 2017 105 MenschenrechtsverteidigerInnen ermordet, Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich vor dem UNO-Sicherheitsrat darüber besorgt. Die kolumbianische Menschenrechtsorganisation INDEPAZ geht von mindestens 170 ermordeten MenschenrechtsverteidigerInnen und sozialen Führungspersonen 2017 aus. Die Zunahme an Morden geht vor allem von zwei Konflikten aus: den Zugang und Besitz von Land einerseits (inklusive Landrückforderungen) und andererseits den Abbau von Rohstoffen (illegaler Bergbau und Anbau von Koka).

Auch 2018 nimmt die Bedrohung nicht ab. So wurden zum Beispiel gegen Führungspersonen der Friedensgemeinde von San José de Apartadó bereits mehrere Anschläge verübt. Zudem wird die Gemeinde weiterhin stark von Paramilitärs bedrängt, während die vor Ort stationierten Armeeeinheiten sich vor allem auf die Beobachtung beschränken.

http://www.prensaindigena.org/web/index.php?option=com_content&view=article&id=27462:colombia-onu-habla-de-105-lideres-asesinados&catid=86&Itemid=435

https://www.andes.info.ec/en/noticias/mundo/1/crimenes-contra-lideres-sociales-en-colombia-preocupa-a-las-naciones-unidas

https://counterinformation.wordpress.com/2018/01/08/170-social-leaders-killed-in-colombia-in-2017-report/

http://www.ipc.org.co/agenciadeprensa/index.php/2017/12/22/reclamantes-uraba-bajo-atrato-agresiones-lideres-9457/

Ehemalige FARC-KämpferInnen unter Beschuss

Auch im Januar 2018 wurden drei weitere ehemalige Mitglieder der FARC ermordet. Damit wurden seit dem Beginn der Umsetzung des Friedensvertrags mindestens 33 ehemalige FARC-KämpferInnen und mindestens 12 Familienangehörige umgebracht. Die FARC sprechen von 36 ehemaligen KämpferInnen und 13 getöteten Angehörigen.

123 Mitglieder der neuen politischen Partei FARC geniessen bereits Schutz durch die Nationale Schutzeinheit UNP, da sie als stark bedroht gelten. Auch die beiden im Departement Antioquia ermordeten FARC-Mitglieder waren auf Wahlkampftour. Laut verschiedenen Quellen sollen paramilitärische Gruppierungen, allen voran der „Clan del Golfo“ hinter einer Mehrheit der Morde stecken. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte bei einem Besuch in einem Wiedereingliederungslager der FARC im Departement Meta die politisch motivierten Morde.

http://m.elcolombiano.com/colombia/paz-y-derechos-humanos/asesinato-de-exmiembros-de-las-farc-no-se-detiene-JY8032586

https://www.nodal.am/2018/01/colombia-asesinan-dos-miembros-del-partido-la-farc-antioquia/

http://www.contagioradio.com/nuevas-amenazas-de-paramilitares-contra-farc-y-lideres-sociales-articulo-50553/

http://m.elcolombiano.com/colombia/paz-y-derechos-humanos/el-clan-del-golfo-estaria-detras-de-los-asesinatos-de-exguerrilleros-en-peque-antioquia-EI8028457

https://www.telesurtv.net/news/Antonio-Guterres-se-reune-con-comunidad-y-exintegrantes-de-FARC-EP-en-el-Meta-Colombia-20180114-0023.html

Journalist in Tolima ausgeraubt

Dem bekannten Journalisten Édinson Bolaños wurden in der Region von Ibagué, Tolima Computer, Festplatten, USB-Sticks und Aufnahmegeräte aus dem Auto gestohlen. Gemäss Berichten schlugen zwei Männer auf einem Motorrad die Scheibe des während dem Mittagessen abgestellten Autos ein und nahmen die gesamten Unterlagen von Bolaños mit. Bolaños recherchierte im Süden des Landes über die Reinterationsmassnahmen für die ehemaligen KämpferInnen der FARC. Dieser Diebstahl stellt nicht nur eine neue Bedrohung für Bolaños dar, sondern gefährdet auch die Sicherheit der von ihm interviewten Personen und die Vertraulichkeit seiner journalistischen Quellen. Zuvor wurde der Journalist wiederholt massiv bedroht wegen seinen Recherchen zum illegalen Bergbau, der teilweise auch paramilitärische Gruppierungen finanziert. Laut Bolaños versuchten Unbekannte bereits in La Union (Nariño) und Cali, sein Auto zu öffnen.

http://www.eltiempo.com/colombia/cali/roban-a-periodista-amenazado-por-denuncias-de-mineria-en-cauca-171606

 

IV.   Tipps und Hinweise

Foro Nacional: Agrobiodiversidad y derecho a la alimentación adecuada

En el contexto de la Reforma Rural Integral

feb. 15, 2018 a las 8:00am – 7:00pm; Auditorio Félix Restrepo S.J., Cra. 7 #44, Bogotá

https://shoutout.wix.com/so/8M4FvuZZ#/main

https://www.semillasdeidentidad.org/

Das Recht des Stärkeren

Schauspiel von Dominik Busch (ab 14 Jahren) im Theater Basel

Fieberhaft arbeitet die junge Dokumentarfilmerin Nadja Studer an ihrem neuesten Projekt: Zwischen Kolumbien und der Schweiz versucht sie filmisch die verschlungenen Praktiken eines multinationalen Rohstoffkonzerns nachzuvollziehen. Ihre Arbeit führt sie in die kolumbianischen Steinkohleminen, lässt sie mit betroffenen Anwohnern sprechen und schliesslich auf den Augenzeugen einer blutig eskalierten Zwangsräumung treffen. In der Auseinandersetzung mit diesem Zeugen und der Konfrontation mit ihrer Mutter, die im Rohstoffkonzern eine leitende Position bekleidet, steht Nadja bald vor einer dramatischen Entscheidung, die nicht nur ihr eigenes Leben radikal verändern wird.

https://www.theater-basel.ch/Spielplan/Das-Recht-des-Staerkeren/o2n52jig/Pv4Ya/

V.  Lesenswerte Artikel

–       Unternehmensberatung als Beitrag zum Frieden: http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen/stadt/von-engelburg-nach-bogota;art190,5175071

–       Herausforderungen und Entwicklung der Bergbausektors in Kolumbien: https://www.razonpublica.com/index.php/econom-y-sociedad-temas-29/10784-balance-y-perspectivas-de-la-industria-extractiva-en-colombia.html

–       Erfolg des Friedensabkommens: weniger Minenopfer in Kolumbien: https://www.zdf.de/nachrichten/heute/friedenserfolg-minen-todeszahl-in-kolumbien-sinkt-100.html

–       Jugendstrafrecht und Populismus im Wahlkampf: https://www.razonpublica.com/index.php/econom-y-sociedad-temas-29/10801-delincuencia-juvenil-hacia-el-populismo-punitivo.html

–       Gewalttätiger Postkonflikt in Tumaco: https://www.razonpublica.com/index.php/regiones-temas-31/10828-tumaco,-un-posconflicto-armado.html

Redaktion: Fabian Dreher

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