LANDRAUB IN KOLUMBIEN

Der Kampf um Land steht seit Jahrzehnten im Zentrum des bewaffneten Konfliktes in Kolumbien. Landvertreibung und Landraub stellen eine Grundkonstante der Auseinandersetzungen zwischen Guerilla-Gruppen, paramilitärischen Verbänden sowie Polizei und Militär dar. Einigung über den Besitz und die Art der Nutzung von Agrar- und Weideflächen gilt deshalb als Kernvoraussetzung jeglicher Konfliktlösung. DIE LANDFRAGE – EIN KERNPROBLEM […]

Der Kampf um Land steht seit Jahrzehnten im Zentrum des bewaffneten Konfliktes in Kolumbien. Landvertreibung und Landraub stellen eine Grundkonstante der Auseinandersetzungen zwischen Guerilla-Gruppen, paramilitärischen Verbänden sowie Polizei und Militär dar. Einigung über den Besitz und die Art der Nutzung von Agrar- und Weideflächen gilt deshalb als Kernvoraussetzung jeglicher Konfliktlösung.

DIE LANDFRAGE – EIN KERNPROBLEM KOLUMBIENS

(Autor: Amnesty International)

Kolumbien steht seit Jahren an der Spitze der Staaten mit der weltweit größten Anzahl Binnenvertriebener: Aktuell leben im Land zwischen 5,47 und 5,7 Millionen Menschen, die gewaltsam zum Verlassen ihres Wohnortes gezwungen wurden. In über 60 Prozent der Fälle sind die Betroffenen Bewohner_innen ländlicher Regionen, meist Kleinbauern und -bäuerinnen, die in die regionalen Ballungszentren fliehen.

Zwischen 6,6 und zehn Millionen Hektar Land sind dabei von den Opfern des Konfliktes in Kolumbien verlassen worden bzw. bewaffneten Gruppen und ihren Verbündeten anheim gefallen. Dies entspricht etwa 14 bzw. 20 Prozent der urbaren Fläche des gesamten Landes – ein Gebiet zwischen den Größen Bayerns und Portugals. Ein Großteil illegaler Landnahme wird den Paramilitärs zugeschrieben, wobei auch Guerilla-Gruppen sowie Polizei und Militär für Vertreibungen verantwortlich sind.

Die Menschen fliehen, weil sie gezielt mit Gewalt oder Drohungen von ihrem Land vertrieben werden, oder weil sie zwischen die Fronten bewaffneter Gruppen geraten. In der Folge wird ihr Land durch bewaffnete Gruppen besetzt. Häufig folgt ein illegaler rechtlicher Transfer des Landes, direkt an Angehörige bewaffneter Gruppen oder mit ihnen verbündete Strohmänner (testaferros), oft unter Zusammenarbeit von Mitarbeiter_innen in den für die Verwaltung von Landflächen zuständigen Behörden oder Gerichten. Deren Kooperation wird über die Zahlung von Bestechungsgeldern und/oder durch Drohungen und Gewalt gesichert.

Juristisch stellt das historische Erbe eines fehlenden Zensus über Landnutzung und chronisch unvollständige, veraltete und teilweise falsche Kataster- und Grundbuch-Verzeichnisse ein enormes Hindernis dar, illegale Landaneignung zu unterbinden.

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Amnesty International – Kolumbien – Land – 2014